Hochtour Wasenhorn 3246 m (Simplon)
G-Tour, 6.-7. Aug 2022
Monte-Leone-Hütte 2848m
Die Teilnehmer aus der G-Gruppe waren für die heutige Ersatztour, anstelle des Weissmies, auf drei Berggänger geschrumpft. Dabei waren noch Robert Meerstetter, Stefan Suter und der Schreibende. Darum war es ein Glücksfall, dass sich die Familie Siegenthaler mit Christine, Simone, Samuel und Joel anschlossen! Damit hatten wir auch gleichzeitig zwei Alpinspezialisten mit dabei!
Mit dem ÖV reisten wir über Brig auf den Simplon. Von der Postauto-Haltestelle Schutzhaus Rothwald auf 1745m begann der Aufstieg zum Tagesziel auf 2848 m.ü.M. Der Pfad führte vorerst durch lockeren Bergwald, um dann über Schotterfelder immer steiniger zu werden. Heidelbeeren am Wegrand führten zu kurzen, willkommenen Marschpausen. Nach 2 Stunden machten wir über der Baumgrenze einen längeren Mittagshalt. Der weitere Anstieg führte uns immer etwas steiler durch schotterig-felsiges Gelände vorerst bis zum Punkt 2852, dem Mäderhorn. Über die Mäderlicke gings dann zügig zur Monte-Leone-Hütte. Ihre etwas spezielle Silhouette war schon von weitem erkennbar. An diesem Ort stand früher eine Militärbaracke. Erst 1991 wurden die heutigen beiden massiv gebauten Trakte erstellt. Der Blick zum sonnenbeschienenen Chaltwassergletscher und hinauf zum Monte Leone war umwerfend! Auch der wilde, langgezogene Grat des Wasenhorns versprach für Morgen ein aufregendes Bergerlebnis.
Um 15 Uhr erreichten wir die Hütte und genossen gerne den offerierten Hüttentee, verfeinert mit Zimtaroma. Der 32er-Schlag sollte nur zur Hälfte belegt werden, deshalb hatten wir uns rasch eingerichtet und genug Zeit für einen Abstecher. Er führte uns auf den nahen Grenzgrat, mit Blick nach Italien. Auf 17 Uhr war der traditionelle G-Apéro angesagt, den wir auf der steinumrandeten Terrasse an der Sonne geniessen konnten, zusammen mit Scheiben würziger Saucisson.
Vor und nach dem Abendessen war Stefans „Murks“ angesagt (rasantes Spiel mit 6 Würfeln)! Die welsche Hüttencrew der Sektion Le Locle setzte uns einen wohlschmeckenden Hauptgang mit Kartoffelstock und Schinkenscheiben mit
einer wohlschmeckenden Pilzrahmsauce vor, „eingerahmt“ mit assortiertem Rüebli- sowie Fruchtsalat. Nach weiteren Murks-Runden ergaben wir uns den Träumen.
Wasenhorn 3246m
Der neue Tag empfing uns mit einer eingenebelten Hütte! Nach dem Morgenessen, diesmal mit viel exzellentem Käse (dank welscher Vorliebe!), ordnete Sämi, unser heutiger Alpinführer, kurz vor 8 Uhr die Montage des Gstältlis plus Helm an. Nach kurzem Anstieg am Südwestgrat, mit Überquerung des Passo Terrarossa, gruppierten wir uns in 3 Seilschaften. Eine Frauenseilschaft mit der jüngeren, versierten Seilführerin sowie Stefan mit Sämi an vordester Spitze. Der Schreibende hatte die Chance, zusammen mit Robert, vom Geb Spez Of geführt zu werden!
Viel loses Material erforderte vorsichtiges Klettern. Einige Schlüsselstellen und senkrechte Partien galt es zu überwinden. Nach 2 Stunden erreichten wir vorerst das etwas tiefer stehende Gipfelkreuz. Im Laufe des Aufstiegs hatte sich der Nebel im Gratbereich ganz verzogen, und wir erfreuten uns in wechselnden Richtungen einer ergreifenden Fernsicht. Sämi führte uns dann auf den höchsten Punkt, wo wir eine längere Rast an der Sonne geniessen konnten!
Es schloss sich nun für uns noch das Ende der Überschreitung gegen Osten an. Der Abstieg führte dann weiter über die steile Südflanke (T5). Lose Platten und viel lockeres Felsmaterial erforderten hier noch grössere Vorsicht! Präzis um 11 Uhr erreichten wir unsere Hütte, die sich erneut im Nebel befand. Hier wartete der verdiente Kaffee mit Kuchen auf uns.
Um 12 Uhr machten wir uns, über den ordentlichen Hüttenweg, auf zum Simplonpass. Der Pfad führte in der eindrücklichen, hochalpinen Landschaft unterhalb des Chaltwassergletschers kurz über seine Seitenmoräne. Dabei überquerten wir nicht weniger als 11 Behelfsbrücken, die teilweise sicher durch die zunehmende Gletscherschmelze nötig wurden. Gegen Ende des Abstiegs zeigten Suonen, die parallel zum Weg angelegt waren, dass die Wassermasse doch auch noch genutzt wird!
Kurz vor Erreichen von Simplon Hospiz zeigte Roberts Handy-Fahrplan eine mögliche Abfahrt eine Stunde früher als geplant. Ohne uns sputen zu müssen, erreichten wir, buchstäblich in letzter Minute, diese Postautoverbindung. Das bedeutete: Simplon Hospiz ab 13.46, Grosshöchstetten an 16.04!
Bei der Heimfahrt wurde mir erst so richtig bewusst, dass wir Teilnehmenden zwei unvergessliche Bergtage erleben durften. Ein grosser Dank gilt deshalb Robert, dem Organisator und Sämi, dem Initiator dieser Tour und Führer aufs Wasenhorn. Die beiden haben uns eine attraktive, anspruchsvolle G-Tour ermöglicht!
Peter Freiburghaus
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