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G-Tourenwoche Göschenenalp, von Hütte zu Hütte
G-Tour, 25.-30. Juli 2022
Montag 25. Juli; Anreise und Aufstieg zur Salbithütte
Um 7:45 war Besammlung am Bahnhof Grosshöchstetten. Robi Meerstetter, Peter Freiburghaus, Fritz Hofer, Peter Straumann, Astrid Gisler, Rosmarie Studer und Hans Bigler stiegen in den Zug.
In Konolfingen kam Eliane Gassmann zu uns, in Thun stieg der Hauptleiter Stefan Suter mit seiner Frau Elisabeth ein. Rassig fuhr der Zug durch den Lötschbergtunnel nach Brig, dort wechselten wir auf die Furkabahn wo die elfte Teilnehmerin Ruth Oberer dazu stieg. Gemächlich fuhr dieser Zug durch das Oberwallis. Peter Freiburghaus verteilte Aprikosen aus eigener Produktion. Im Goms bestaunten wir das riesige Pfadidorf mit den unzähligen Zelten und Bauten.
In Andermatt stiegen wir um nach Göschenen. Dort warteten wir bis uns das Postauto zum Abzweiger Salbit führte. In der Mittagshitze um 12:30 Uhr war Abmarsch. Der Weg zur Salbithütte wurde schweiss-treibend und heiss. Immer wieder machten wir kurze Pausen am Schatten. Oben beim Gruebeseeli wurde das Aufsteigen angenehmer. Es blies ein leichter Wind. Wir brauchten drei Stunden für die fast 1000 Höhenmeter und erreichten die auf 2100 m liegende Hütte um 15:30 Uhr.
In der Hütte werden wir mit einem Willkommenstrunk empfangen. Zufrieden sassen wir um die Hütte herum und versuchten die umliegenden Berggipfel mit Karte und Pic-Finder App zu bestimmen. Die Gedanken vom „Warum mache ich so eine Schwitztour mit schwerem Rucksack mit“ waren bereits verflogen.
Um halb sechs gab es auf der Terrasse ein Apéro. Dann eine Stunde später ein gutes Nachtessen. Schnell verging der Abend. Wir schlüpften in die Hüttenschlafsäcke und verbrachten die erste Hüttennacht bei angenehmer Temperatur.
Hans Bigler und Rosmarie Studer
Dienstag, 26. Juli; Hochalpin durch den Nebel!
Die erste Hüttennacht verlief bei einigen eher kurz und unruhig, darum trennten wir uns zum Frühstück gern von den 60cm breiten Matratzen. Als unerfreuliche Morgen-Überraschung vermisste Stefan sein iPhone-Kabel; den Umständen nach musste es entwendet worden sein!
Der Blick ins Freie war begrenzt durch eine Nebelwand, durchzogen mit letzten Regentropfen. Den Aufbruch nach dem Morgenessen schob Stefan deshalb etwas auf. Er ordnete an, dass wir beim Aufbruch um 8.30 Uhr unsere Gstältli bereits montiert hatten. Das sollte sich im steilen Gelände vor dem Klettersteig als weise Voraussicht bezahlt machen!
Bereits nach einer Stunde mussten wir erstmals die Klettersteig-Sets einsetzen. Der in kurzen Abständen markierte blauweisse T4-Alpinweg führte uns dann über die Wissgand zur Salbit-Hängebrücke auf 2400 m.ü.M. Die 90 m Spannweite überwanden wir im Nu. Für die lediglich 64 cm breite Konstruktion wurde Material der alten Triftbrücke wiederverwendet. Der hartnäckige Nebel verhinderte leider den Blick in die 120 m tiefe Schlucht. Und das, obwohl die Sonne nicht weit sein konnte und sich an diesem Tag sogar einmal unbedeckt zeigen sollte.
Unmittelbar anschliessend nahmen wir die Hauptpartie der Via Ferrata in Angriff. Es galt dabei u.a., eine 50 m hohe Felsstufe zu überwinden. Die Fixseile und die Leitern forderten nicht nur die Beinmuskulatur, sondern auch die Bizepse! Für zwei unserer Gruppe bedeutete der Klettersteig eine Feuertaufe! Die anschliessenden Gräben des Horenfellibodens waren dann „auch nicht ohne“! Kurz nach 13 Uhr machten wir eine ausgiebige Mittagsrast. Fritz, unserem routinierten Berggänger, entglitt, trotz der raffinierten elastischen Befestigung am Rucksack, zweimal sein Kletterhelm; seine blitzschnellen Einsätze retteten die Situation, bzw. den Verlust seines Kopfschutzes! Die Fernsicht blieb uns weiterhin vergönnt, und das sollte so bleiben bis zum Ende unserer Tour!
Die verbleibende Strecke führte uns weglos, und fast ausschliesslich über Blockfelder, über die Westflanke des Salbitschijen zur Hütte. Die groben Felsblöcke erforderten dabei permanente Konzentration. An der Route stiessen wir auch auf das Salbitschijenbiwak mit seinem luftigen Freiluft-Klo!
Auf 2503 m.ü.M. überwanden wir den höchsten Punkt des Tages und bei Pkt. 2371m die Flüestafel. Schon hier war das Rauschen der Voralpenreuss unüberhörbar! Gegen 16 Uhr, nach 5 Stunden reiner Marsch- und Kletterzeit, erreichten wir das Ziel auf 2127 m, die Voralphütte am Fuss des Fleckistockes.
Nach kurzer Retablierungs- und Stärkungsphase erwartete uns schon bald der traditionelle Apéro. Astrid wählte einen aussergewöhnlichen Weissen, der sehr gut ankam. Der Grillo Sicilia 2021 schmeckte aromatisch und vollmundig, d.h. nach Mango und Papaya (!) mit einem Hauch nach Jasmin und weissen Blumen (?), so die Etikette!
Spaghetti mit Fleischsosse und eine grosse Schüssel Salat beschlossen den kulinarischen Teil des Tages; nicht zu vergessen die delikaten Biscuit-Küchlein aus dem Hüttenofen!
Trotz der ausbleibenden Fernsicht war der Tag ein starkes Bergerlebnis, durch das uns der Tourenleiter routiniert und mit der nötigen Voraus- und Vorsicht führte. Danke Stefan!
Peter Freiburghaus
Mittwoch, 27. Juli; Voralphütte-Bergseehütte
Der 3. Tourentag ist schnell beschrieben: Ausser Nebel nichts gesehen... dafür viel erlebt.
Technische Daten: Route: Voralphütte ( 2126m ), Horenfellistock (2581m), Sattel Bergseeschijen ( 2599m ), Bergseehütte (2370m), T4, 5 Std. 715m hinauf, 420m hinab Klettersteig «Krokodil», ca. 2 Std. K3
Zum Erlebten:
Ab und zu zeigte der Wettergott einen kurzen Anflug von Mitleid, und wir sahen die beeindruckende Gletscherwelt des Sustengebietes, die Salbitschijen-Zacken, und ganz weit unten den Göscheneralp-Stausee.
Vielleicht hatte der Nebel nicht nur schlechte Seiten. Der Weg führte
durch steil abfallendes Gelände. Schwindelgefährdete marschierten somit problemlos über die schmalen Wege, und Fixseile gaben uns Sicherheit. Die Besteigung des Bergseeschijen liessen wir aus den bereits geschilderten Gründen weg. Der Abstieg führt über grobblockiges Geröll zur Bergseehütte. Konzentration ist gefragt.
Nach kurzer Pause starten wir zum nahe gelegenen Klettersteig «Krokodil». Mein persönliches Highlight! Ich war noch nie auf einem Klettersteig, bin aber früher viel geklettert. Mein Vorurteil hiess: «Landschafts-verschandelung».
Das Ganze hat mir aber dann, mit einer Ausnahme, doch sehr Spass gemacht. Die Ausnahme: Das „Krokodil“ Auf dem Gipfel führte ein ca. 30m langes Stahlseil zwischen 2 Felsplatten über eine tiefe Schlucht. Unter Todesverachtung bin ich über diesen «Draht» geschlichen. Einfach nur furchtbar!! Noch heute dreht sich mir der Magen um, wenn ich daran denke. Klettern ist ganz etwas anderes. Da hat man wenigstens kompakten Fels unter den Füssen. – Aber ich hab`s geschafft. Weder lange Hängebrücken noch sonst irgendwelch wackliges Zeugs kann mir jemals wieder etwas anhaben. – Vielleicht.
Am Abend sind zum Abschluss ein paar Nimmermüde im erstaunlich warmen Bergsee ( ca. 20 Grad ) herum geplantscht. Zum reläxen und entspannen sagten sie. Stefan, auch ohne allzu viel Sicht war für mich dieser Tag ein Höhepunkt. Später haben wir zum Glück noch sehen können, wie schön die Gegend eigentlich ist. Herzlichen Dank!
Eliane Gassmann und Fritz Hofer
Donnerstag 28. Juli; Bergseehütte 2370 m - Chelenalphütte 2350 m
Der Nebel ist weg. Das zeigt der erste Blick aus dem Zimmerfenster. Wunderschöne Morgenstimmung erwartet mich vor der Hütte. Eine rosa Wolke hängt in Richtung Dammastock. Der Bergsee, spiegelglatt. Bald darauf glänzt im Osten die Sonne auf dem Göscheneralpsee. Auch den Felsen, das Krokodil ,wo wir gestern über den Kletterstieg hinaufgestiegen sind, können wir heute endlich sehen. Die Rucksäcke sind bald gepackt. Nach dem Frühstück um 07.15 marschieren wir los.
Extra frühzeitig, weil der Wetterbericht am Mittag bereits erste Gewitter angekündigt hat. Ein schöner, gut markierter Höhenweg erwartet uns. Der erste Teil führt über Blockgelände. Der Fels ist trocken und griffig. So kommen wir gut voran. Dann verlassen wir das Blockfeld, der Weg zieht sich der Höhenlinie entlang. In einer grasigen Mulde überraschen wir einen Schneehasen. Sein Fellkleid ist noch braun. Schnell verschwindet er zwischen den Felsen. Es ist schön, heute einmal bei Sicht zu wandern. Doch es tut auch im Herzen weh, zu sehen, wie weit sich die Gletscher bereits zurückgezogen haben. Nun folgt noch ein kurzer, steiler Abstieg. Bald ist das Hüttendach der Chelenalphütte zu sehen. Einige, mit Ketten gesicherte Passagen sind noch zu überwinden. Etwas oberhalb der Hütte machen wir nochmals Rast es ist erst 12.00 Uhr. Wir wollen die Hüttenwartsfamilie nicht beim Mittagessen stören.
Was wir noch nicht wissen, ein Team von SRF 1 ist dieser Tage in der Hütte und filmt den Alltag der Hüttenwarte für die Sendung Hüttengeschichten vom kommenden Oktober. Bei der Hütte angekommen, geniessen wir die schöne Hüttenterrasse und lassen es uns gut gehen. Es bleibt viel Zeit zum entspannen für die einen, für die anderen für das Würfelspiel „Murks“. Es ist der Renner dieser Woche und bis zum Ende der Woche haben sich fast alle von Elisabeth und Stefan in die Regeln einführen lassen. Erst am Abend kommt das angekündigte Gewitter, kurz und heftig. Doch dann sitzen wir bereits in der gemütlichen Hütte. Heute hat es ausser uns nur wenige andere Gäste. Am Wochenende wird sie dann voll belegt sein.
Mit dem feinen Nachtessen und nochmals einer Spielrunde schliessen wir diesen schönen Tag ab. Wir danken Stefan und Robert für die umsichtige Führung und allen für das schöne zusammen sein.
Peter Straumann,
Ruth Oberer
Freitag 29. Juli; Von der Chelenalphütte zur Dammahütte
Daten für Route mit Klettersteig: ↗865m, ↘772m, ↔5.5km,
Zeit in Bewegung: 3:22 /
Pausen: 1:26 /
Gesamtzeit: 4:48
Der Sternenhimmel, der nachts gesichtet wurde, verheisst Gutes für`s heutige Vorhaben. Das angekündigte Gewitter hat sich offensichtlich verschlafen und die Wolken sind nicht vor Mittag bereit, sich auszuleeren. Deshalb legen wir mit dem Sonnenschutz etwas nach.
Trotzdem starten wir etwas früher als gewöhnlich und beginnen mit dem Abstieg bereits um 07:15 durch saftig grüne Matten ins Chelenalptal runter. Unsere Blicke schweifen immer wieder zu den umliegenden Gletschern, dem Chelengletscher, der das Tal abschliesst und uns gegenüber dem Maasplanggfirn und dem Rotfirngletscher, deren Bäche heute Morgen deutlich kleiner sind. Ein letztes Gesamtgruppenfoto knipsen wir auf einem luftigen Felsvorsprung. Im Tal unten angekommen, suchen wir uns den Weg um und über die unzähligen Arme der sprudelnden Chellenreuss.
Auf dem Talboden, bei Hinterröti, Punkt 1914, um 08:30 trennen sich unsere Wege:
Rosmarie, Hans und Astrid beenden diese Tourenwoche einen Tag früher und gehen weiter zum Göscheneralpsee und von dort mit dem ÖV ins Bernbiet.
Ruth und Peter wollen via Göscheneralpsee, der Dammareuss entlang und mit dem Aufstieg von Süden zur Dammahütte gelangen.
Die übriggebliebenen Sechs steigen gleich steil über eine Moräne des Rotfirngletschers und kühnen Sprüngen über den Bach desselben nach Norden, bis auf ca. 2400m an. Dann queren sie leicht ansteigend die Flanke nach Nordosten bis sie um 10:55 den Klettersteig erreichen. Nun wird genügend
Kraftfutter eingeworfen und mit dem Know-how des Krokodilklettersteigs werden die letzten Steilstufen bis zum Kreuz auf dem Grat mit Seilen und Karabinern gesichert bezwungen. Hoch über dem Göschenenalpsee fühlt sich die Freiheit geradezu grenzenlos an. Beim Kreuz sehen wir schon Ruth und Peter, die uns von der Dammahütte her zuwinken; nur noch einen Katzensprung weit entfernt. Pünktlich um 12:04, noch immer trocken, treffen wir dort ein und verköstigen uns noch draussen. Stolz thront die sehr kleine Hütte auf einem geschützten hügeligen Vorsprung, umgeben von einem beeindruckenden Gletscherkessel.
Folgende Punkte sind wichtig und bedürfen noch der Erwähnung:
Der Regen setzt erst um 13:15 ein und dauert den ganzen Nachmittag, was den Wasservorrat wieder aufbessern verhilft.
Wir helfen mit, Wasser zu sparen, indem wir das kleine Geschäft draussen an auserlesenen Plätzchen verrichten und uns nur französisch waschen.
Bereits um 14:30 geniessen wir den Apéro mit einem feinen und süffigen Urner Muskat-Weisswein.
Davon erholen wir uns bei einem süssen Nickerchen bis kurz vor dem Nachtessen.
In der kleinen und heimeligen Dammahütte werden wir fast exklusiv vom Muster-Hüttenwart mit selbstgemachten Spätzli beim Nachtessen verwöhnt.
Die schlechte Prognose vom Vortag ist für uns Prognose geblieben und von der Realität Lügen gestraft worden. Wie gross dieser Wandel dem Tourenleiter Stefan Suter zu verdanken ist, kann diskutiert werden. Jedenfalls war er immer optimistisch und hat alles getan, dass dieser Tag ein voller Erfolg wurde.
Robert Meerstetter und Elisabeth Suter
Samstag 30. Juli: Abstieg von der Dammahütte - Heimreise
Das erste Mal in dieser Tourenwoche durften wir heute ausschlafen! Nach einer ruhigen, erholsamen Nacht (wir hatten die kleine, sympathische Dammahütte mit zwei Holländern ganz für uns), genossen wir das liebevoll vorbereitete Frühstück bis um 08.30 Uhr. Gemeinsam wanderten wir anschliessend noch einmal den kurzen Weg zum grossen Gipfelkreuz an der Kante des Felsabbruchs, wo wir gestern den Klettersteig hochgestiegen sind. Ein letztes Gruppenfoto mit dem tief unter uns liegenden Göscheneralpsee, den letzten nächtlichen Gewitterwolken und den ersten Sonnenstrahlen, ergaben eine stimmungsvolle, fast wehmütige Kulisse.
Spontan entschieden wir uns dann, nicht direkt auf die Göscheneralp abzusteigen, sondern noch einen grossen Bogen zum weither sichtbaren Gletschertor des Dammagletschers zu machen. Nachdem wir mit einiger Mühe über das lose Geröll der hohen, seitlichen Moräne geklettert und gerutscht sind, standen wir kurz darauf unmittelbar vor dem grossen, blaueisigen Gletschertor. Beeindruckend sprudelte die Dammareuss als grosser Bach unermüdlich aus dem Gletscher. Wie lange werden wir wohl dieses erhabene Naturschauspiel aus Eis und Wasser noch erleben dürfen? Auf dem Bergweg hoch über dem Göscheneralpsee machten wir uns, begleitet von einer neugierigen Geissenherde, auf den Abstieg und trafen pünktlich um Eins auf der Göscheneralp ein. Das währschafte Mittagessen im Berggasthaus hatten wir uns nach ungeplanten, gut vier Stunden Wanderzeit redlich verdient! Mit dem Postauto und der Zahnradbahn gings über Göschenen und Andermatt wieder ins Goms zurück, wo wir ein letztes Mal das gigantische Zeltlager des Bundeslagers, das sich mit seinen 35'000 Pfadis über einige Kilometer hinzog, bestaunten. Der Schnellzug brachte uns dann ab Brig direkt nach Thun und weiter nach Grösshöchstetten zurück.
Nun bleibt mir nur noch, euch allen ein riesiges Lob auszusprechen! Wir durften zusammen eine technisch und konditionell anspruchsvolle Tourenwoche ohne Unfall und ohne einen Tropfen Regen erleben. Wir hatten es aber auch als Gruppe mit Spiel, Spass und guten Gesprächen ausgesprochen gut zusammen. Allen noch einmal herzlichen Dank für diese gelungen Tourenwoche!
…und nicht vergessen: die Kristall-Übergabe steht uns noch bevor.
Stefan Suter
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